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Ein „Tiny-Traumhaus“ für Senioren

Auf halber Höhe von Esslingen am Neckar, in einer dörflichen, kleinteiligen Struktur, liegt es: das Traumhaus eines Seniorenpaares. Gerade mal 5 m breit und 13 m lang, auf einem nach Süden leicht abfallenden Grundstück, welches jahrzehntelang als PKW-Stellplatz genutzt wurde.

Eigentlich wollte das jung gebliebene Rentnerehepaar zunächst einen Carport darauf errichten. Doch wie sie erfuhren, dass dieses Restgrundstück als Bauland ausgewiesen ist, änderten sie ihren Plan. Sie erfüllten sich den Wunsch, „ein Zuhause, an dem sie jeden Tag im Urlaub sein dürfen.“ Der jahrelange Traum von eigenen, kleinen, bescheidenen Häuschen.

Doch ihr Budget war klein und die Banken sagten Nein zu einer größeren Finanzierung, wie es bei Senioren nun mal in der Regel der Fall ist, was Kreditanträge bei Banken belangt.

Doch das Konzept und der Entwurf von Finckh Architekten BDA, mit Sitz in Stuttgart und Esslingen, ermöglichte es dem Seniorenpaar, seinen Traum zu realisieren. Auf dem bis dahin als unbebaubar geltenden Grundstück errichteten sie ein günstiges, ressourcenschonendes „Tiny House“.

Fotos/Zeichnungen: Thomas Sixt Finckh

Ein einfacher, schlanker Baukörper mit einem seitlich gelegenen, abgeschrägten Giebelwandbereich, der den Eingangsbereich räumlich definiert.
Die vollflächige, transluzente Polycarbonatfassade verwöhnt den Innenraum mit viel Licht und Wärme. Der restliche Kubus ist komplett mit Wellzementplatten verkleidet. Der leicht wirkende Baukörper „schwebt“ zum Tal hin und generiert spielerisch die überdachte Stellfläche für das Wohnmobil über den Winter. Im Sommer kann die Fläche als Loggia genutzt werden. Die Konstruktion ist eine Mischbauweise aus Stahlbeton und Holzrahmenbau.
Mittels Eigenleistung und dem Einsatz günstiger Serienprodukte sowie die Reduzierung der Arbeitsprozesse konnte der enge Kostenrahmen letztendlich eingehalten werden.
Der Innenraum wirkt wie ehrlicher, haptischer, „veredelter“ Rohbau, der Strukturen schafft und sich auf das Wesentliche konzentriert: die Wände aus rohbelassenem Beton, eingelegte Heizleitungen zur Bauteilaktivierung, die Stahlbetondecke ist flügelgeglättet und farblos zum fertigen Fußboden imprägniert.
Es gibt keine Flure, keine Restflächen, nur EINEN schmalen, fließenden Innenraum, der Weiten öffnet und Freiheit vermittelt. Eine bescheidene 3. Haut, die viel Freude und Lebenslust ausstrahlt – nicht nur für den letzten Lebensabschnitt.
Das Gebäude ist zudem ein kleiner aber gehaltvoller Beitrag zum Thema Wohnungsnot und ressourcenschonender Nachverdichtung innerstädtischer Restflächen.

www.finckharchitekten.de

© Autor: Klaus Bossert

Fotos: Thomas Sixt Finckh