Stuttgarter Klima-Innovationsfonds
„Fit werden für eine neue Welt“
Energie, Mobilität, Logistik, Klima‐Kommunikation und Klimafolgenanpassung – die Themen des Stuttgarter Klima‐Innovationsfonds, für den der Stuttgarter Gemeinderat bis Ende des Jahres 2023 zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat, sind vielfältig. Der Klima‐Innovationsrat der Landeshauptstadt hat aus 39 Projektanträgen zehn innovative Ideen zur Förderung ausgewählt, die nun in Stuttgart umgesetzt werden können.
Was steckt hinter dem Stuttgarter Klima-Innovationsfonds? Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper fasst kurz zusammen: „Wir haben uns den Wohlstand hart erarbeitet und stehen dennoch vor großen Herausforderungen: Unsere leistungsfähigen Unternehmen müssen fit werden für die neue Welt. Wir unterstützen beim umweltverträglichen Umbau der Industrie und bei der Entwicklung von Spitzentechnologie. Wir wollen Technologieführer werden für Elektroautos, Klima‐Innovationen und die Immobilien der Zukunft. Wir brauchen eine Smart City mit Aufbruchsstimmung und Gründergeist in den Unternehmen. Das fördern wir mit dem Stuttgarter Klima-Innovationsfonds. Starten wir einen Wettbewerb um die besten Ideen.“
Erste Sitzung des Klima-Innovationsrats
Der Oberbürgermeister hat jüngst die erste Sitzung des Stuttgarter Klima‐Innovationsrats eröffnet. Er sagte: „Der Stuttgarter Klima‐Innovationsrat hat die Projekte ausgewählt, mit denen unsere Stadt einen Beitrag zu den Klimazielen leistet und gleichzeitig noch lebenswerter wird. Wir müssen die Technologieführerschaft der Stuttgarter Wirtschaft auch in Zukunft sichern – dafür spielen Klima‐Innovationen eine entscheidende Rolle. Wir brauchen neue Ideen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um Handlungsspielräume und Planungssicherheit für künftige Generationen zu erhalten.“
Bei dieser ersten Sitzung des Stuttgarter Klima‐Innovationsrats wurden die Projekte aus den Förderlinien I (ab 25.000 Euro Fördervolumen) und II (ab 100.000 Euro Fördervolumen) ausgewählt. Über die Projekte aus der Förderlinie III (ab 500.000 Euro Fördervolumen) wird nach einer zweiten Antragsstufe im Frühjahr 2022 entschieden. Insgesamt hat der Gemeinderat der Landeshauptstadt für den Stuttgarter Klima‐Innovationsfonds bis Ende des Jahres 2023 zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um innovative Projekte zu Klimaschutz und Klimafolgenanpassung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu fördern.
Die ausgewählten Projekte
Die nun ausgewählten Projekte reichen von neuen Ansätzen in der Energieberatung und der Etablierung einer digitalen Klima‐Community über innovatives Mobilitätsmanagement bis hin zu sogenannten „BeeStations“ auf den Dächern von SSB‐Haltestellen im Stadtgebiet.
„Die Auswahl des Innovationsrats spiegelt die Vielfalt der Herausforderungen wider, die der Klimawandel mit sich bringt“, so der Leiter der Stabsstelle Klimaschutz der Landeshauptstadt Jan Kohlmeyer. „Mit dem Stuttgarter Klima‐Innovationsfonds haben wir uns das Ziel gesetzt, frische Projektideen aus der Forschungs‐ und Projektentwicklungsphase in die Umsetzung in Stuttgart zu bringen. Diesem Ziel sind wir heute ein gutes Stück nähergekommen.“
Im Bereich Immobilien (energetische Sanierung und Energieeffizienz) wurden bislang zwei erste Projekte zur Förderung ausgewählt:
Projekt der Effizienzpioniere GmbH: Das ausgewählte Projekt „Energieberatung 4.0“ der Effizienzpioniere GmbH wird mit verschiedenen Partnern die Stuttgarter Energieberatung weiterentwickeln. Mit neuen Methoden und der Automatisierung einzelner Analyseschritte sollen durchschnittlich 50 Prozent der Bearbeitungszeit und gleichzeitig 20 Prozent CO2 gegenüber der üblichen Praxis eingespart werden.
Projekt der Grundsteine GmbH: Die Stadt Stuttgart, das Land sowie der Bund bieten verschiedene, teilweise kombinierbare Förderungen für energetische Sanierungen an. Viele oft kleinteilige Förderprogramme ziehen derzeit einen hohen Beratungsbedarf nach sich. Dieser Herausforderung stellt sich die Grundsteine GmbH. Gemeinsam mit dem Stuttgarter Energieberatungszentrum (EBZ) wird das Unternehmen ein bereits bestehendes gemeinsames Pilotprojekt für digitale Förderbegleitung zu einer vollständig digitalen und für den Haushaltskunden optimierten Lösung weiterentwickeln.
Oberbürgermeister Dr. Nopper bewertet die Auswahl wie folgt: „Innovative Idee helfen uns, die Energiewende voranzutreiben, und für mehr Effizienz, mehr Einsparungen und mehr Energieerzeugung durch regenerative Ressourcen. Daher freue ich mich besonders, dass wir schon in der ersten Runde des Stuttgarter Klima-Innovationsfonds zwei Projekte ausgewählt haben, die Haus- und Wohnungsbesitzer dabei unterstützen, ihre Immobilien klimafest zu machen.“
Nächste Bewerbungsphase startet im Frühjahr
Im Frühjahr 2022 starten alle Förderlinien in eine neue Bewerbungsphase.
Gefördert werden Projekte in vier Themenblöcken, dazu hier ein paar Beispiele:
1. Impulse für energetische Sanierung und Energieeffizienz
Dafür stehen die oben genannten Projekte „Energieberatung 4.0“ der Effizienzpioniere GmbH sowie der Grund-
steine GmbH.
2. Nachhaltige Mobilität für die Stadtbezirke
Die Wirtschafts‐ und Industrievereinigung Stuttgart wird der Klima‐Innovationsfonds dabei unterstützen, Klimaschutzimpulse im Synergiepark zu geben. Gemeinsames
Mobilitätsmanagement und gemeinsame Konzepte zur
nachhaltigen Versorgung mit Energie bilden die Grundlage für das Vorhaben.
Wer ein Fahrrad hat, weiß, dass man derzeit teilweise sehr lange auf einen Termin zur Wartung oder Reparatur warten muss. Das Unternehmen Stromrad möchte hier mit einem mobilen Reparaturservice per Lastenrad Abhilfe schaffen. Die Buchung kann auch per App erfolgen, sodass auch ein Pannenservice, wie man ihn vom Auto kennt, angeboten werden kann.
3. Aktionen im Stadtraum
Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt möchte das Projekt ARTUS^2 des Vereins Global Shapers Stuttgart städtischen Lebensraum gestalten und ein größeres Bewusstsein für eine nachhaltige Raumnutzung und Mobilität in der Stadt schaffen. Dazu soll ein Promille der Verkehrsfläche (ca. 2,5 Fußballfelder) auf Grundlage internationaler Beispiele künstlerisch und emotional umgestaltet werden.
Auch kleinere Projekte waren erfolgreich: Die Staatsschule für Gartenbau in Hohenheim wird sogenannte „BeeStations“ auf den Dächern von SSB‐Haltestellen im Stadtgebiet einrichten. Die begrünten Dächer tragen nicht nur zur Artenvielfalt bei und bieten Insekten Nahrungsquellen und Brutstätten in der Stadt, sondern helfen auch Klimawandelfolgen zu begegnen. Die Gründächer nehmen Regenwasser auf, das bei der Verdunstung für Abkühlung in einer sommerlich überhitzten Innenstadt sorgt.
4. Aktivierung und Sensibilisierung der Stadtgesellschaft
Das Projekt „Stuttgarter KLIMA Thinking Circles“ wendet Methoden des Peer‐to‐Peer Learning an, um Unternehmen fit für den Klimawandel zu machen. So können best practices weitergegeben und Erfahrungen aus den Unternehmen ausgetauscht werden. Die Projektentwickler ergänzen diesen Ansatz um fachlichen Input, um auch neue Ideen in die Umsetzung zu bringen.
Gleich zwei Projekte sehen die Notwendigkeit für eine interaktive Online‐Community zur Vernetzung von Bürger‐Klimamaßnahmen. Pilotmaßnahmen können so skaliert, Ideen ausgetauscht und Partner gefunden werden.
Daran knüpft auch die ARENA 2036 mit ihrem Projekt „Greenesto – adVANce your mindset“ an. Mit einem vollelektrischen Van sind mobile Workshops als aufsuchendes Beteiligungsformat in Stuttgarter Stadtbezirken geplant. Mit Design Thinking‐Elementen bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops die Möglichkeit, eigene Ideen zu entwickeln oder auch ihr eigenes Handeln zu hinterfragen.
Um die Ideenentwicklung und -umsetzung geht es auch bei den „Future Climate Pioneers“ des Impact Hub Stuttgarts. Als kleines Pilotprojekt gestartet, soll das Projekt mit Unterstützung des Klima‐Innovationsfonds jetzt skaliert werden. Durch Unterstützung, Coaching und Peer‐to‐Peer Learning werden 35 Klimaprojekte entwickelt und in die Umsetzung gebracht.
Zusammengefasst bringt es Oberbürgermeister Dr. Nopper wie folgt auf den Punkt: „Wir müssen die Technologieführerschaft der Stuttgarter Wirtschaft auch in Zukunft sichern – dafür spielen Klima-Innovationen eine entscheidende Rolle. Wir brauchen neue Ideen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um Handlungsspielräume und Planungssicherheit für künftige Generationen zu erhalten.“
© Autor: Karl Gutbrod
Bilden den Stuttgarter Klima‐Innovationsrat, von links: Katharina-Hopp, Professor Dr. Bastian Schröter, Steffen Braun, Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, Professor Dr. Jörn Birkmann, Santa Meyer-Nandi, Dr. Anna Braune.
Foto: Max Kovalenko, Stadt Stuttgart