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Welche Auswirkungen hat der Corona-Faktor
auf die Immobilienpreise und Zinskonditionen binnen
der nächsten drei Jahre?

„Die zweite Welle ist da“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Ende August in einem Interview. Tatsächlich erreichen die Zahlen in der Spitze zwischen 1000 und 2000 Neuinfektionen täglich. Das klingt nicht gut. Ein zweiter Lockdown scheint nicht mehr ausgeschlossen. Doch was bedeutet das für den Immobilienmarkt? Mehrere Immobilienmakler aus der Region Stuttgart haben sich für uns mit dieser Frage beschäftigt und versucht, die Auswirkungen und Risiken der Corona-Krise näher zu beleuchten.

„Die Bedeutung von Wohneigentum wurde durch Corona deutlich verstärkt“

Die Bedeutung von Wohneigentum wurde durch Corona deutlich verstärkt. Das wird auch in den kommenden Jahren weiter andauern und die Nachfrage hoch halten. Dadurch werden die Preise in der Region weiter steigen, wenn nicht deutlich mehr und schneller gebaut wird. Nur so lassen sich auf lange Sicht die Preise am Immobilienmarkt stabilisieren. Was das Zinsniveau angeht, ist es nicht anzunehmen, dass wir hier eine große Veränderung nach oben sehen werden, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und den Menschen eine gute Chance für Investitionen zu geben. Alles andere wäre kontraproduktiv.

Bärbel Falkenberg-Bahr
Inhaberin von Immobilien Service Bärbel Bahr e. K.
und geschäftsführende Gesellschafterin der BB Wohnbau Böblingen GmbH
www.bb-wohnbau-boeblingen.de

Robin Frank
Geschäftsführer Immobilienvermittlung BW GmbH
Immobilienmakler für die BW Bank
www.bw-bank.de/immobilien

„Am Anfang der
Coronakrise spürten wir eine Verunsicherung beim Kunden“

Wir sehen seit Jahresanfang, dass sich der Hype der vergangenen Jahre beruhigt hat und gehen davon aus, dass die Seitwärtsbewegung bei den Preisen weiter anhält. Perspektivisch erwarten wir eine weitere Differenzierung des Marktes hinsichtlich Lage- und Objektqualität. Am Anfang der Coronakrise spürten wir eine Verunsicherung beim Kunden. Diese ist jetzt einer gewissen Normalität gewichen. Entscheidender sind aus unserer Sicht die Auswirkungen des Transformationsprozesses in der Autoindustrie auf die Arbeitsplatzsicherheit und in der Folge auf die Nachfrage. Hier erwarten wir eine leichte Beruhigung.

„Die Zurückhaltung der Käufer ist definitiv zu spüren“

Diese Frage zu beantworten, ist nicht leicht. Die Zurückhaltung der Käufer ist definitiv zu spüren. Die Verunsicherung ist groß. Noch warten und auf fallende Preise hoffen oder doch schon kaufen, da Preise weiter steigen werden?
Ich persönlich sehe jedoch den Druck auf die Preise weiter steigen und vermute, dass sie ein wenig nachgeben werden (10 bis 15 %). Je nachdem wie es mit dem Virus und der wirtschaftlichen Entwicklung dann aber weitergeht, werden die Preise wieder anziehen. Die Zinskonditionen bleiben meiner Meinung nach weiterhin auf einem niedrigen Niveau.

Michael Ziegler
Inhaber Deutsche Immobilien Württemberg
www.di-deutscheimmobilien.de

Stephan-Andreas Philipp
Geschäftsführender Gesellschafter
Engel & Völkers
Stuttgart Immobilien Kontor GmbH
www.engelvoelkers.com/stuttgart/mitte

„Nur bei einer
langfristigen konjunkturellen Flaute würde sich die Zahlungsbereitschaft von Käufern spürbar verringern“

Nach dem Nachfragerückgang während des Lockdowns ist aktuell bereits ein Nachholeffekt zu erkennen.
Faktoren, die auch weiterhin in Stuttgart stabile bzw. weiter steigende Immobilienpreise gewährleisten, sind der deutliche Nachfrageüberhang von Eigennutzern, die günstigen Zinsen und das Fehlen von Anlagealternativen. Nur bei einer langfristigen konjunkturellen Flaute würde sich die Zahlungsbereitschaft von Käufern spürbar verringern und somit Einfluss auf den Wohnimmobilienmarkt nehmen.
Aktuell scheint es aber so, dass der Immobilienmarkt trotz Corona-Krise insbesondere in den Großstädten

„Die Corona-Krise wird dem starken Immobilienmarkt in Stuttgart nichts anhaben können“

Die Suchkriterien der Interessenten haben sich nach
dem Shutdown verändert; viele unserer Kunden wollen sich räumlich verändern: Ein Garten, Balkon und Terrasse sowie ein viertes Zimmer zur Nutzung als Büro – diese Themen gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Daher wird die Corona-Krise dem starken Immobilienmarkt in Stuttgart nichts anhaben können. Zudem liegt die Nachfrage weiterhin weit über dem Angebot. Die Preise werden sich weiter nach oben entwickeln, wenn auch nicht so rasant, wie in den letzten Jahren. Um eine tiefere Rezession zu verhindern und die Wirtschaft weiter anzukurbeln, haben alle weltweiten Notenbanken mehr Geld in Umlauf gebracht – in diesem Zusammenhang ist es daher unumgänglich, das derzeitige Zinsniveau zu halten.

Kerstin Schmid
Geschäftsführerin E & G Private Immobilien GmbH
www.eug-privateimmobilien.de

Markus Lechler
Lechler Immobilien
www.lechler-immobilien.de

„Der Wohnimmobilienmarkt in Stuttgart zeigt sich derzeit kerngesund“

Nach einer kurzen „Schockstarre“ bis Mitte April, spüren wir
eine enorme Zunahme der Nachfrage nach Wohnimmobilien; seit Mai verzeichnen wir durchweg Rekordumsätze. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit des eigenen Wohnens hat durch die Umstände rund um Corona zugenommen, zudem der Wunsch nach Geborgen- und finanzieller Sicherheit. Man hat gesehen, wie schnell Reisen zum Problem werden kann und was z. B. mit dem Aktienmarkt passieren kann. Zudem besteht die Befürchtung, dass Bargeldanlagen unter einer möglichen Inflationssteigerung leiden könnten, nachdem
sich der Staat neu verschuldet. Banken sind durch
Corona vorsichtig geworden und haben die Hürden für Immobilienkäufer höher gelegt. Die Bonität und das Eigenkapital müssen noch mehr zusammenpassen als
vor Corona, sonst drohen Zinsaufschläge. Auch die Bearbeitungszeiten von Finanzierungen haben sich verlängert.
Ausblick: Der Wohnimmobilienmarkt in Stuttgart zeigt sich derzeit kerngesund und kann aus meiner Sicht nur durch eine nachhaltig negative Entwicklung der gesamtdeutschen Wirtschaft und – regional bedingt – der Automobil- und Zuliefererbranche Korrekturen erfahren. Wenn dadurch in den nächsten Jahren mehr Immobilien auf den Markt kommen und die Nachfrage sinken sollte, würde dies eher zu einem ausgeglichenen Markt und preislichen Seitwärtsbewegungen führen. Nachhaltig deutlich sinkende Preise sehe ich demnach mittelfristig nicht.

„Das Interesse an Immobilien ist auf der Käuferseite nach wie vor ungebrochen groß“

Wir stellen fest, dass das Interesse an Immobilien auf der Käuferseite nach wie vor ungebrochen groß ist. Auch die hohen Verkaufspreise werden nach wie vor akzeptiert.
Auf der Eigentümerseite können wir jedoch eine größere Zurückhaltung feststellen. Es wird vieles dafür getan, die Immobilien als Sicherung des Kapitals im Bestand zu halten. Wer verkaufen muss hat eventuell große Bedenken bei Besichtigungen mit vielen fremden Personen in der
Wohnung oder im Haus. Ein deutlich spürbarer Einbruch
der Immobilienpreise in unserem Bereich können wir daher noch nicht erkennen und auch nicht absehen.

Ralf Bohner
Falc Immobilien
www.falcimmo.de

Niels Goyke
Geschäftsführender Gesellschafter Prime Estate Partners
www.prime-estate-partners.de

„Am seit Jahren bestehenden Wohnungsmangel wird auch Corona nichts ändern“

Am seit Jahren bestehenden Wohnungsmangel wird
auch Corona nichts ändern. Preisbildung entsteht in der
Regel aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage,
so ist es auch auf dem Stuttgarter Immobilienmarkt. Da
wegen Corona jedoch keine Wohnung mehr gebaut wird
als ohne und aktuell die Nachfrage nur sehr gering bis
gar nicht abgenommen hat, lassen sich aus aktueller
und auf Sicht der nächsten 1–2 Jahre kein Rückgang der
Immobilienpreise erkennen. Ein Anheben der Zinsen wird sich die EZB aufgrund des zum Teil hohen Verschuldungsgrad einiger europäischer Länder nicht leisten können, weshalb auch nicht mit einem Anstieg der Darlehenszinssätze für Immobilien in den nächsten Jahren zu rechnen ist.

„Wir sind sicher, dass die Immobilienpreise stabil bleiben“

Nach dem ersten Schock durch den Lockdown und einem spürbaren Rückgang der Marktaktivitäten, verzeichnen wir
seit Wochen deutlich zunehmende Kundenanfragen in
allen Bereichen. Das Angebot deckt bei Weitem nicht die Nachfrage. Insbesondere Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser zur Kapitalanlage werden verstärkt als krisensicheres Investment angefragt. Wir sind sicher, dass die Immobilienpreise stabil bleiben, in Ballungsräumen
sogar weiter moderat steigen. Aufgrund des immensen Kapitalbedarfs aller Volkswirtschaften im Euro-Raum, sind
auf Jahre hinaus eine Politik des „billigen“ Geldes und damit niedrige Zinsen zu erwarten.
Unser Motto in diesen turbulenten Zeiten: „Man muss immer mit Allem rechnen, auch mit dem Guten!“

Bernd Schmucker
Inhaber und Geschäftsführer Schmucker Immobilien
www.schmucker-immobilien.de

Steffen Böck
Inhaber und Geschäftsführer Steffen Böck Immobilien
www.steffenboeckimmobilien.de

„Die Kunden haben immer noch starkes Kaufinteresse“

Eine starke Nachfrage bei exklusiven Immobilien in Stuttgart und Umgebung ist trotz Coronazeiten immer noch intensiv vorhanden. Die Kunden haben immer noch starkes Kaufinteresse, jedoch sind ihre raschen Entscheidungen aufgrund des Arbeitsplatzes etwas bedachter geworden. Jedoch wenn die Immobilie und besonders die Wohnlage
den Wunschvorstellungen entspricht, werden immer noch sehr gute Liebhaberpreise bezahlt. Nach dem bewährten
alten Motto: Lage, Lage, Lage. Wir rechnen mit weiterhin stabilen und entsprechend der einzigartigen Topografie in Stuttgart, bei manchen exklusiven Wohnlagen mit weiterhin steigenden Immobilienpreisen.
Bei der Zinsentwicklung rechnen wir mit steigenden Zinsen in den nächsten Jahren. Darum: Sollte eine Immobilie einem Käufer seinen Wunschvorstellungen nach Wohnlage und Objektart entsprechen, können wir nur unseren Kunden empfehlen, eine Immobilie jetzt zu kaufen.

„Ich sehe natürlich, dass in gewissen Regionen die Preise seitwärts gehen“

Ich sehe natürlich, dass in gewissen Regionen die Preise seitwärts gehen. Vor allem in Regionen, die dieses Virus härter treffen wird oder schon getroffen hat als andere, sind Käufer und Verkäufer im Moment eher zurückhaltend. Aber für eine Bewertung ist es zu früh, auch weil manche Verkäufer, zumal solche mit höherem Risiko, ihre Objekte in den vergangenen Monaten zurückgestellt haben. Schlicht auch, weil sie keine Fremden im Haus haben wollten. Das letzte Quartal 2020
wird sehr interessant werden. Wir verzeichnen in den letzten Wochen einen starken Aufholeffekt aufgrund verschobener Kaufentscheidungen. Dort, wo es vor Corona einen deutlichen Nachfrageüberhang nach Wohnimmobilen gab, wie eben auch in der Region Stuttgart, werden die Preissteigerungen, schon aus der Logik der Angebotsknappheit, weiter größer sein.

Julian Tolias
Geschäftsführer TOLIAS Immobilien GmbH
www.tolias-immobilien.de

Armin Schneider
Geschäftsführer Volksbank Stuttgart Immobilien GmbH
www.volksbank-stuttgart.de

„Die Immobilienpreise bleiben weiter stabil“

In den Ballungsgebieten ist nicht damit zu rechnen, dass es zu Preisrückgängen kommt. Mittelfristig werden die Preise leicht steigen. Wertsteigerungen wie in den letzten Jahren sind nicht zu erwarten. Die Nachfragesituation ist nach wie vor sehr gut und das Angebot für private Immobilien kann mittelfristig den Bedarf nicht decken. Covid-19 hat zu einer Verunsicherung der Käufer geführt und wird sich kurzfristig auf die Nachfragelage auswirken. Sobald die Signale der Wirtschaft positiv sind, wird die Nachfrage wieder steigen.
Das weiterhin zu erwartende Niedrigzinsniveau wird den Wunsch nach der eigenen Immobilie stützen und für eine steigende Nachfrage sorgen.

„Der Corona-Faktor wird unser Problem von zu wenig Wohnraum in und um Stuttgart nicht lösen“

Seit März verzeichnen wir weiterhin steigende Immobilienpreise. Dies ist vor allem auf die Nachfrage
nach soliden Sachwerten zurückzuführen, welche durch
die wirtschaftlichen Unsicherheiten zusätzlich verstärkt wird. Zudem wird der Corona-Faktor unser Problem von zu wenig Wohnraum in und um Stuttgart nicht lösen. Die Krise und die bereits davor herrschenden finanziellen Schwierigkeiten europäischer Nachbarn wird die Zentralbank auch künftig
an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten lassen. Aufgrund dieser Faktoren blicken wir positiv in den Stuttgarter Immobilienmarkt und sehen in ihm eine krisensichere und nachhaltige Anlageform – sowohl für Eigennutzer als auch für Kapitalanleger.

Ralph Schenkel
Geschäftsstelleninhaber
VON POLL IMMOBILIEN, Shop Stuttgart
www.von-poll.com

Christina Widmann
Inhaberin Widmann Immobilien
widmann-immo.de

„Trotz Corona herrscht nach wie vor eine hohe Nachfrage durch einkommensstarke Mitarbeiter der Konzerne im Ländle“

In den Großstädten bleiben die Preise für (Wohn)Immobilien stabil, daran wird sich in den kommenden Jahren nicht viel ändern. In Stuttgart und Umgebung ist das Angebot knapp. Trotz Corona herrscht nach wie vor eine hohe Nachfrage durch einkommensstarke Mitarbeiter der Konzerne im Ländle. Dauert die Schwächung der Wirtschaft länger an, könnte das auch Auswirkungen auf das Preisniveau haben.
Kurzfristig können die Zinsen aufgrund einzelner Ereignisse etwas schwanken. Mittelfristig ist weiterhin mit einem extrem niedrigen Zins zu rechnen. Für Immobilienkäufer wird sich an den günstigen Finanzierungsmöglichkeiten daher so schnell nichts ändern.