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ALLES AUSSER GEWÖHNLICH

Ferienhäuser in Europa

Sie sind die „Petit Fours“ der Architektur: die Feriendomizile. Sinnlich und ästhetisch reizvoll, originell, geschmacklich unbeschwert heiter, mit leichter Hand entworfen, erschaffen zum kurzweiligen Genuss. Wir zeigen unterschiedliche Konzepte und überraschende Lösungen, mal prachtvoll, luxuriös, elegant, mal philanthropisch oder auf das Wesentliche reduziert. Jedes Haus für sich einzigartig, doch ist ihnen allen eines gemeinsam: der Respekt zur umgebenden Natur und ihr Anspruch auf Nachhaltigkeit.

 

Ypsilon, Griechenland.

Was tun, wenn eine Vorgabe des Bauherrn für sein Feriendomizil die ist: das Gebäude darf die mehrere Jahrhunderte alten Olivenbäume nicht überragen – und die wachsen sehr langsam, ihr Holz ist sehr hart, aber die Bäume sind für ihr Alter sehr klein. Theo Sarantoglou Lalis und Dora Sweijd vom Londoner Architekturbüro LASSA hatten dafür eine Lösung: Sie planten die Villa in den Hügel hinein. Entstanden ist dabei „Ypsilon“ – eine Sommerresidenz der besonderen Art. Die Villa liegt auf einem sanften, mit
alten Olivenbäumen bewachsenen Hügel. Architektonisch  ist sie durch ihr begrüntes Dach in Y-Form charakterisiert, welches optisch als Weiterführung der Landschaft agiert, und das Haus in die Umgebung „versinken“ lässt. Zugleich entstehen durch seine extravagante Form signifikante Ausblicke auf die Bucht von Schiza und Sapientza sowie die Berge im Osten.

Die Gabelung des Daches definieren drei Plätze, die je nach Sonnenverlauf genutzt werden können: der Eingangsbereich mit Vorplatz und Sitzfläche, eine Terrasse und eine weitere Terrasse mit Pool. Die Innenräume sind in zwei Hauptteile gegliedert: einen privateren Bereich mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern mit Blick nach Osten und einen allgemeineren Bereich nach Süden mit dem Küchenbereich und dem Wohnzimmer, die beide einen direkten Zugang zu den drei Terrassenhaben. Ein Fußweg um und über das Haus verbindet die Außenbereiche miteinander.
Die Lage des Hauses und die Form der Betonschale bewirken eine Querlüftung, die zusammen mit der Dachbepflanzung für eine Kühlung der Innenräume sorgt.

Der abgelegene Standort des Projekts in Kombination mit dem begrenzten Budget und der nicht standardmäßigen Geometrie, führte zu einer Konstruktionsstrategie, die eine große Menge an Vorfertigung und Selbstmontage außerhalb des Standorts erforderte, wodurch die Bauzeit auf sieben Monate verkürzt werden konnte, ohne dass Kompromisse beim Qualitätsanspruch eingegangen wurden oder es zu einer Überschreitung des Budgets gekommen ist. „Wir haben uns für eine CNC-Maschine entschieden, die ein umfangreiches Prototyping und die Herstellung von nicht standardmäßigen Elementen ermöglicht“, so Theo Sarantoglou Lalis. Dazu gehörten die Betonschalung außen, die Schalung der Akustikdecke im Wohnzimmer, der spezifische Fensterrahmen, einige Innenmöbel und Trennwandsysteme sowie Landschafts- und Poolumgrenzungen.
So wurde weitgehend auf kommerzielle Standardprodukte verzichtet, bevorzugt kamen stattdessen Materialien aus der Region zum Einsatz wie Beton, Terrazzo und Marmor.

Fotos: NAARO für LASSA

 

greenhomes/Montafon/Österreich

Einer der bekanntesten Straßenpässe in den Alpen, die Silvrettastraße, führt durch den kleinen Ort St. Gallenkirch im Montafon, Österreich.
Die Region ist bekannt für ihr Skigebiet Silvretta Montafon.
Nur ein paar Fußschritte entfernt vom Garfrescha-Sessellift liegt das „greenhomes Montafon“, konzipiert und gebaut von CIP Architekten Ingenieure, Stuttgart. Am Anfang stand die Absicht, ein ländliches Blockhaus modern zu interpretieren. Daraus entstand das Konzept für „greenhomes“: ein attraktives Haus aus Massivholz, das selbst atmet und recycelt werden kann.

Die Idee, diesen Haustyp in eine Serienproduktion zu übernehmen, wurde durch die Green Architecture geboren: wichtig war dabei, ein Produkt für junge Familien mit einem günstigen Preis und einem architektonischen Anspruch zu entwickeln.
Bei greenhomes trifft Klassische Moderne auf traditionelle Holzbauweise oder mit anderen Worten: die Zukunft ökologischer Architektur hat hier eine Form gefunden. Einatmen, ausatmen – das Prinzip einer gesunden Baukonstruktion wurde stringent und in High-Tech-Produktionsabläufen realisiert. Verwendet werden nur ausgewählte Baumaterialien und eine Gebäudetechnik, die baubiologisch der Idee von „non Toxic Living“ folgt. Alle greenhomes vermitteln ein Lebens- und Heimatgefühl in höchster Qualität. Dabei spielt ein bewusst luxuriöses Ambiente in Verbindung mit einer kompromisslosen Bautechnik die entscheidende Rolle. Ästhetik, Funktion und Ökologie finden sich als Einheit zusammen.

Die 2020 fertiggestellte Doppelhausvilla in St. Gallenkirch liegt in einer für das Hochmontafon typischen Streusiedlung, an einem leichten Südhang des Silvretta- und Verwallgebirgszugs sowie dem Rätikongebirge. Das Haus mit zwei sehr großzügigen Wohneinheiten von jeweils 240 m², beide ausgestattet mit vier Schlafzimmern sowie zwei Panoramasaunen, bietet für zweimal 13 Personen Platz. Dazu gehört ein mitten in die Natur platzierter Swimmingpool.

Die großzügigen Glasfronten sowie mehrere Terrassen und Sonnendecks lassen Innen und Außen miteinander verschmelzen und schaffen so für die Bewohner einen Rückzugsort, der mit der umliegenden Natur- und Kulturlandschaft des Montafons eins wird.
Buchen kann man greenhomes Montafon unter:
www.greenproperties.group

Fotos: CIP Architekten Ingenieure

 

Zadní Arnoštov/Tschechische Republik.

Vor fünf Jahren wurden Jan Veisser, Jan und Barbora Hora vom Architekturstudio ORA in Znojmo, Tschechien, darauf angesprochen, ein faszinierendes Gebäude zu rekonstruieren. Sie fanden eine Ruine.
Ein ehemaliges Gehöft, das unter dem kommunistischen Regime zu einem Getreidespeicher umgebaut wurde. Bei einer ersten Begehung wurden Statik und die vorhanden Bausubstanz analysiert.

Trotz der früheren rücksichtslosen Ausnutzung hatte das Haus nichts von seiner Größe verloren. Im Gegenteil, die Art und Weise, wie es sich immer noch zum Himmel erhob und wie seine Grundmauern der Zeit widerstanden hatten, gab dem Gebäude eine Würde. Doch war es eine Ruine bis auf die Knochen. Alles, was vom ursprünglichen Haus übriggeblieben ist, war ein Ziegelgemäuer mit Dach. Schnell war den Architekten von ORA klar, jeder Versuch einer traditionellen Renovierung würde bedeuten, den würdevollen Charakter der Ruine zu verlieren. Relativ bald lehnten sie daher eine spekulierende romantische Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes ab.
Sie schlugen vor, den aktuellen Zustand der Ruinen zu fixieren und darin ein neues Haus zu erschaffen: ein Haus in einer Ruine.
Das Gebäude wurde nun vollkommen entkernt, die inneren Teile komplett abgerissen, um die ursprüngliche Anordnung mit zwei statt drei Etagen und damit den ursprünglichen Maßstab wiederherzustellen.
Damit verbunden war eine Rückkehr zur ursprünglichen Aufteilung der Fassade. Ohne Stimmung und abhängig von den Anforderungen des Layouts, wurden je nach Bedarf weitere große Öffnungen in die Fassade geschlagen.
ORA hat ein neues Haus in die bestehende Ruine eingebaut, welches alle aktuellen Energiestandards erfüllt. Dabei stand auch die Idee des Recyclings mit im Fokus der Planung.
Strukturell einwandfreie Holzbalken wurden als Elemente für Decken- und Fachwerkersatz wiederverwendet. Das meiste des entkernten Materials blieb an Ort und Stelle, nur neu angeordnet.
Der neu entstandene Gebäudekomplex verbindet alt mit neu. Dafür wurde ein neues Volumen eingefügt: zwischen der neuen und der ursprünglichen Struktur entstand ein belüfteter Spalt. Die neue Struktur ist manchmal leicht von der alten verschoben und die Fenster passen nicht genau zu den Öffnungen. So gibt es eine visuelle Verflechtung der beiden Welten. Das neue Gebäude dringt durch Öffnungen in die alten Mauern hinein, im Gegenzug, tritt die alte Mauer an einigen Stellen in den neuen Innenraum ein.

Der Garten wurde so gestaltet, dass er ein natürlicher Bestandteil der Landschaft ist. Das Grundstück wird nur durch Fragmente einer niedrigen Mauer und einem Cortenstahl-Tor abgegrenzt und ist visuell mit seiner Umgebung verbunden. Die Obstbäume, der Wiesenrasen und der Weißdorn sind
unmittelbar aus der Umgebung „entlehnt“. Der Garten wird so zum verbindenden Element zwischen dem Haus und der umgebenden Landschaft.
Das Projekt ist ein Manifest, wie es möglich ist, mit alten Häusern umzugehen, ohne die Würde des Alters dabei zu verlieren. Es ist weder notwendig diese abzureißen oder dogmatisch zu rekonstruieren, um dann wohnliche Nachteile aufzubauen, oder gar durch Unverständnis bei der Renovierung alte Bausubstanzen einer romantisch verklärten Lächerlichkeit auszusetzen. Das „Haus in einer Ruine“ zeigt, dass es möglich ist, erhaltene Bausubstanz zu bewahren und mit modernen Materialien, wirtschaftlich rentabel, eine zeitge-
mäße Architektur entstehen zu lassen, welche die aktuell geforderten Parameter für Komfort und Energie erreicht.

Die Gäste des Hauses treffen im Innern auf einen großzügigen Wohnbereich mit doppelter Höhe, einen gefliesten Herd und eine gut ausgestattete Küche. Das Haus bietet alle Annehmlichkeiten des modernen Lebens. Eine Treppe in der großzügigen Halle führt die Gäste zu den einzelnen Zimmern, jedes mit Bad. Dort können sie die Ruhe des Raumes genießen und durch die massiven alten Mauern – die Geborgenheit vermitteln – die Aussicht in die offene Landschaft genießen. Ein runder Tisch in der Halle lädt zur Geselligkeit ein und kommuniziert mit einem massiven Eichentisch im Freien, an dem man bei schönem Wetter der umgebenden Landschaft noch näher kommt.

Fotos: BoysPlayNice – www.boysplaynice.com

 

Niliaitta/Kivijärvi/Finnland.

Hier, nahe dem Nationalpark Salamajärvi im finnischen Wald, lässt das Studio Puisto eine schwarz gestrichene Hütte auf einer schlanken Säule balancieren.
Die Hütte ist Teil eines neuen Resorts in Kivijärvi. Sie ist eine moderne Interpretation einer traditionellen „Niliaitta“ – einer erhöhten Holzhütte, die von einheimischen Samí genutzt wird, um Lebensmittel sicher im Freien aufzubewahren, ohne, dass
wilde Tiere Zugriff dazu hatten. (Historisches Photo)
Das Ziel von Studio Puisto war es, die Geschichte der Samí-Kultur in der Region zu würdigen und gleichzeitig einen Raum zu schaffen, der den Gästen ein Gefühl der Geborgen- und Sicherheit vermittelt.
„Der Aufstieg in die Kabine ist ein wesentlicher Bestandteil des Gesamterlebnisses“, erklärt Mikko Jakonen. „Es schafft einen Erfahrungsmoment, in dem die wilde Natur langsam in einen sicheren Ort übergeht und eine völlig andere Perspektive bietet, durch die Sie die Natur um sich herum aufnehmen können. Der Kontrast zwischen der wilden Natur und einem sicheren, gemütlichen Innenraum wird durchgehend betont und prägt das Gesamterlebnis stark.“
Die Hütte ist die erste von 25 Niliaitta-Suiten, die im Wald für das Kivijärvi Resort gebaut werden sollen. Weitere 25 Zimmer in einem anderen Design werden in der Nähe entstehen.
Das Erhöhen der Niliaitta auf einer einzigen Säule trug nicht nur dazu bei, ein Gefühl einer sicheren Distanz für den Gast zu schaffen, sondern half die Auswirkungen des Projekts auf die ursprüngliche Waldumgebung zu dämpfen. „Die Gesamtfläche des Gebäudes wird nur auf den Säulendurchmesser minimiert“, so der Projektarchitekt Mikko Jakonen. „Obwohl das Fundament der Säule massiv ist, konnten wir die Natur um die Säule in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen.“
Schwarz gestrichenes Holz wurde verwendet, um die gesamte Kabine zu verkleiden, damit sie sich besser in die Umgebung einfügt. Die lange und lineare Treppe der Kabine, ist als Fortsetzung des kleinen, schmalen Pfades konzipiert, der sich durch den Waldboden zur Kabine schlängelt. Er führt bis zur ersten Stufe der Treppe.

Trotz seiner abgelegenen Lage war es das Ziel von Studio Puisto für Niliaitta, die Ausstattung im Innern, die einem modernen Hotelzimmer anzupassen.
Dies bedeutet, dass die Kabine vollständig an die örtlichen Abwasser-, Wasser- und Stromnetze angeschlossen ist und eine diskrete Gebäudetechnik unter der Außentreppe nutzt. Sie verfügt über eine geräumige Dusche und eine Küchenzeile.

Fotos von Marc Goodwin, Archmospheres