Von wegen Reise zu Ende und ausrangiert. Die Stuttgarter Firma Containerwerk recycelt gebrauchte Seefrachtcontainer und macht daraus hochwertigen und kostengünstigen Wohnraum. Seefrachtcontainer kommen ganz schön rum in ihrem Leben. Auf 13 Jahre ist dieses angelegt. Dann haben sie ausgedient. Zumindest als Transportmittel auf den Weltmeeren. Dass sie danach noch gut zu gebrauchen sind, dafür gibt es viele Beispiele. Etwa auch als Wohnraum. Das Stuttgarter Start-up Containerwerk hat sich auch der Stahlkästen angenommen. „Wir sind Entwickler, Gestalter und Macher“, beschreiben sie sich auf ihrer Homepage, „wir haben Antworten auf Wohnraumknappheit, preiswertes, ressourcenschonendes und zeitgemäßes Wohnen gesucht und gefunden.“ Sie wandeln die genormten Schachteln in individuell gestaltbaren Wohn- oder Arbeitsraum um.
Damit das zweite Leben auch als nachhaltig bezeichnet werden kann, beginnt Containerwerk die Umwandlung in einem seriellen Industrieprozess zuerst mit der Außenhaut. Zur Wärmedämmung wird ein monolithischer Polyurethan-Schaum eingesetzt. Der kann später zu 100 Prozent recycelt werden. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Container lediglich 2,32 Meter breit sind. Trägt die Isolierung zu dick auf, kostet dies Wohnraum. Mehr als zehn Zentimeter sind nicht drin.
Die Produktion im Werk in Wassenberg sieht so aus, dass die beiden Wände sowie die Decke – entweder dreifach verleimtes Holz oder Faserzementplatte – als eine Einheit mittels Lanzen im Container positioniert werden. Danach wird der PUR-Schaum eingespritzt. „Wir bauen eine besondere Art der Isolierung“, sagt Ivan Mallinowski, der der Containerwerk-Gründer, „die den gesamten Container ohne Wärmebrücken umgibt.“ Deshalb befinden sich sämtliche Leitungen inklusive Heizung im Fußboden.
In einem 40-Fuß-Container, das sind etwa zwölf Meter, lässt sich ein 26 m² großes Appartement mit Wohnraum, abgetrenntem Schlafbereich, Küche und Bad unterbringen. Zwischen den geöffneten Türen ist sogar noch Platz für einen Balkon. „Containerwerk hat optimale Lösungen für den Innenausbau gefunden, um ein perfektes Wohnen auf kleinem Raum zu realisieren“, verspricht das Unternehmen. Zumindest in der Höhe muss man keine großen Kompromisse machen.
Ein High-Cube-Modell misst 2,40 Meter lichte Höhe. Und mit bis zu drei Containern nebeneinander. „Der Wohnraum wird immer teurer, die Bebauungsdichte in den deutschen Städten ist am Limit und viele Menschen haben Mühe, die ständig steigenden Mieten zu bezahlen“, sagt Containerwerk. Ohne Boden und Anschlusskosten verlangen sie etwa 35.000 Euro pro Container. Einziges Handicap: Containerwerk hat als Mindestvolumen für einen Auftrag 20 Einheiten festgelegt. Die werden jedoch individuell ausgebaut. Doch mit mehreren Wellblechschachteln lassen sich dank den Modulen interessante Kompositionen zusammenstellen. Auf einer Ebene, oder auch gestapelt. Maximal können zehn Container übereinander gestellt und fest miteinander verbunden werden. Momentan sind aus Gründen des Feuerschutzes nur vier erlaubt.
Die Macher haben schon Studentenwohnheime, Hostel-Komplexe oder Wohnsiedlungen aus den ausgedienten Schiffscontainern geschaffen. So wie derzeit in Stuttgart-Bad Cannstatt auf dem Wizemann-Areal. Unter den Containern sind auch die zwei, die auf der Mailänder Design-Woche ausgestellt waren.
Unabhängig von der Menge bleibt natürlich eine Eigenschaft der Wohncontainer erhalten. Sie können weiterhin auf Reisen gehen. Dazu ist kein Spezialtransporter nötig, sondern es genügt ein normaler Sattelschlepper für Container. Auch ein Transport mit Bahn oder Schiff stellt kein großes Problem dar. Und am neuen Bestimmungsort müssen lediglich Punktfundamente und die Anschlüsse vorhanden sein. Fertig. Wohnen im Container, das ist eine pfiffige mobile Immobilie.