Skip to main content

HOFFNUNGSHÄUSER

Wohnraum in Holzbauweise: innovativ, nachhaltig und bezahlbar

Mit dem modularen Baukasten „HOFFNUNGSHÄUSER” hat das Stuttgarter Architekturbüro „andOFFICE” ein System zur schnellen und qualitativ hochwertigen Planung von bezahlbarem Wohnraum geschaffen. Wenige Elementmodule lassen sich nach einem klaren Grundprinzip kombinieren und ermöglichen so die Realisierung unterschiedlicher Gebäudegrößen.
Dafür wurden sie mit dem FIABCI Prix d’excellence Germany 2020, mit dem Sonderpreis für innovatives und bezahlbares Bauen, ausgezeichnet.

Ausgangspunkt zur Entwicklung des Systems war die Flüchtlingskrise 2016. Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, wie sich die Krise weiterentwickelt, ob Wohnraum für Familien oder eher Wohngemeinschaften benötigt werden.
So war von Anfang an klar, dass die Grundrissorganisation des Gebäudes im Laufe seines Lebenszyklus multifunktional sein muss.
Die entstandenen Gebäude entsprechen dem Standard Sozialer Wohnungsbau. Sie sind als innovativer, nachhaltiger Wohnraum für unterschiedliche Nutzergruppen konzipiert. Eine Minimierung tragender Innenwände ermöglicht die einfache Modifikation des Grundrisses. Gemeinsam mit der „Hoffnungsträger Stiftung“ sind sechs Gebäude bereits fertiggestellt, fünf weitere befinden sich im Bau, acht in konkreter Planung.
Zentrales Element jeder Wohnung ist eine großzügige Wohnküche, Verkehrsflächen wurden zugunsten nutzbarer Wohnfläche zurückgenommen. Den effektiv geplanten Innenräumen stehen weitläufige, weich fließende Balkone über die komplette Längsseite gegenüber. Sie bilden die vielfältig nutzbare Übergangszone zwischen privatem und öffentlichem Raum.
Die weiche, geschwungene Formensprache der Balkone stellt eine angenehme Alternative zu der oftmals funktionalen und rationalen Containerarchitektur vieler serieller Systembauten dar. Sie stärkt sowohl die Identifikation der Bewohner mit ihrem neuen Zuhause als auch die Akzeptanz innerhalb der Nachbarschaft.

Bilder von links nach rechts:

1. Flächenbündige Blendrahmen um die unregelmäßig positionierten Fenster bilden Brandriegel aus zementgebundenen Spanplatten.
2. Hoffnungshaus Esslingen, Rohrackerweg
3. Innen erzeugen unbearbeitet belassene Oberflächen ein angenehm warmes Raumgefühl bei gleichzeitiger Kosteneinsparung: Die Untersichten der BSP-Massivdecken und OSB-Oberflächen der Holzständerwände bleiben sichtbar, der Estrich ist lediglich klar versiegelt
4. Hoffnungshaus Esslingen, Brühlstrasse
5. Die weiche, geschwungene Formensprache hebt sich angenehm von der funktionalen und rationalen Containerarchitektur vieler anderer Flüchtlingsunterbringungen ab. Sie vermittelt ein positives Gefühl und stärkt sowohl die Identifikation der Bewohner mit ihrem neuen Zuhause als auch die Akzeptanz innerhalb der Nachbarschaft.
6. Hoffnungshäuser Esslingen, Brühlstrasse

Fotos: David Franck; Philip Kottlorz

Die Architektur der Hoffnungshäuser spiegelt so auch die Werte des inhaltlichen Konzepts von integrativem Wohnen von Einheimischen und Geflüchteten wider: sozial, innovativ, nachhaltig, dauerhaft und trotzdem flexibel.

Obwohl eine niedrige Baukosten-Obergrenze vorgegeben war, konnten Holzfenster, eine Luftwärmepumpe und Fußbodenheizung sowie hochwertig geflieste Bäder realisiert werden. Durch eine computergestützte Fertigung lässt sich die geschwungene Form der Balkone ebenfalls wirtschaftlich vertretbar umsetzen. Die Masse der BBS-Decken wirken sich vorteilhaft für die Schalldämmung und Speicherkapazität aus.

Bei Planung und Entwicklung der Holzelemente wurde jedes Bauteil bezüglich seiner statischen, brandschutztechnischen, schallschutztechnischen und nicht zuletzt optischen Anforderung optimiert und eine perfekte Balance zwischen Kosten und Nutzen ermittelt.

Durch das vereinfachte Baukastensystem kann eine standortunabhängige Vorfertigung erfolgen und auf Lager produziert werden. Dies wirkt sich positiv auf die Kosten und die Bauzeit aus. Planung und Bauzeit betragen pro Gebäude je nach Standort ca. sechs bis acht Monate.

Durch das integrative Wohnkonzept sind an unterschiedlichen Standorten verschiedene Nutzer in die Projekte einbezogen: Mischungen aus Studenten, WGs, Familien und betreutem Wohnen. Das Verhältnis von sozial bedürftigen Anwohnern und Migranten hängt jeweils vom örtlichen Bedarf ab.

So einfach schön kann sozialer Wohnbau sein.
© Autor: Klaus Bossert

Das Gebäude ist als Zweispänner mit innen liegendem Treppenhaus organisiert. Ein Schlafraum hinter dem Treppenhaus fungiert als Schaltraum, wodurch geschoßweise unterschiedliche Wohnungsgrößen entstehen.

Grafik: andOFFICE

 

Der FIABCI Prix d’Excellence International, vom Wall Street Journal als die “Oscars of the property world” bezeichnet, gilt schon lange als eine der begehrtesten Auszeichnungen für Bauvorhaben. Eingebettet in diesen weltweiten Wettbewerb, ist Deutschland eines von 18 Ländern, welches den FIABCI Prix d’Excellence als nationalen Preis auslobt. In Kooperation zwischen dem BFW (Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V.) und dem FIABCI (international real estate federation) wurde der Prix d’Excellence Germany 2014 ins Leben gerufen.
Unser Anliegen, einen bundesweiten Wettbewerb ins Leben zu rufen, der herausragende Leistungen in der Immobilienwirtschaft würdigt und die Erschaffung von qualitativen Lebensräumen fördert, ist seit dem ersten Jahr ein voller Erfolg. Jedes Jahr werden zahlreiche Projektentwicklungen aus dem ganzen Bundesgebiet eingereicht, die mit Nachhaltigkeit, Innovation, marktgerechten Konzepten und erstklassiger Architektur überzeugen.

Die 6 Kriterien für ein umfassendes und herausragendes Gesamtkonzept einer Projektentwicklung sind:
1. Konzept: Kernidee, Besonderheit des Projektes
2. Architektur: Design, Funktionalität, Innovation
3. Bauablauf: Vertrags-, Kosten-, Qualitäts- und Zeitmanagement, verwaltungstechnischer Ablauf
4. Innovationen: Einsatz neuer, zukunftsweisender Lösungen in der Planungs-, Bau- und/oder Bewirtschaftungsphase
5. Nachhaltigkeit: Nachhaltige Lösungen in den Bereichen Energie, Ressourceneffizienz und Klimaschutz
6. Urbane Integration: städtebauliches Konzept, Quartierskonzept, Mobilitätskonzept

Über „Hoffnungsträger Stiftung“
Seit 2013 arbeitet Hoffnungsträger für Menschen in Not. Ein Kernteam in Leonberg und in Bochum bildet zusammen mit kooperativen Partnern ein bundesweites soziales Netzwerk von Patenschaften, das zielgerichtete Projekte anstößt und realisiert. Neben vielen Projekten – auch in der Dritten Welt – sind Hoffnungshäuser, „Restorative Justice” und „Patenschaften für Kinder deren Eltern im Gefängnis sind” Kernprojekte der Stiftung.

Über „andOFFICE“
Das Archtiketurbüro in Stuttgart, gegründet von Thorsten Blatter, Michael Ertel und Heiner Probst, steht für innovatives, interdisziplinäres Denken und Handeln. Vom Möbelentwurf bis zum Hochbauprojekt im zweistelligen Millionenbereich umfasst ihr Portfolio. Dabei ist nachhaltiges und ökologisches Bauen ein Kernthema des Büros, das sich auf Holzbauweise spezialisiert hat und dies auch schon mehrmals bei Hochhausprojekten erfolgreich realisierte.